Saturday, June 28, 2014

Update to Shadow's Passion

Molle just informed me that she posted a prologue to the novella on her website which elaborates a little on the background. I just read it and find it extremely informative and enlightening. I understand certain things much better now, especially with respect to the major story arc that we already got a glimpse at. Too bad that Molle had to delete it. So if you want to read Shadow's Passion, I would advise you to start with the prologue. Here’s the link:

http://www.mollemcgregor.com/extras/shadows-passion-deleted-scene/


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Molle hat mich gerade darüber informiert, dass sich auf ihrer Webseite ein Prolog zur Novelle befindet, der ein wenig mehr auf die Hintergründe eingeht. Ich habe ihn gerade gelesen und finde ihn extrem informativ und aufschlussreich. Ich verstehe einige Dinge jetzt sehr viel besser, vor allem mit Bezug auf den großen Handlungsbogen, der sich schon abzeichnet. Schade, dass Molle ihn wegkürzen musste. Wenn ihr also Lust habt, Shadow's Passion zu lesen, würde ich euch raten, mit dem Prolog zu beginnen. Hier ist der Link: 

Shadow's Passion




He lived for vengeance, until he met her. Now he has to choose—revenge or love?

I received Shadow's Passion in exchange for an honest review.

Shadow's Passion is a prequel novella to the Shadow Warder Series and enfolds quickly. It's the story of Gabe, a Warder (kind of a demon hunter) who only lives to avenge his brother's murder. Celeste, a Shadow (kind of the same) has a magical deficiency, which has forced her to spend decades on her own, her only companion being a dog. Any contact between shadows and warders is strictly forbidden and has been for hundreds of years (why, I do not know), but when they meet, they can neither deny the sparks that fly nor explain the magical bond that seems to form between them. 

Shadow's Passion is a compelling and not-so-common blend between fantasy and erotic romance. Moreover, unlike most other romance novels, the heroes' relationship begins as a purely erotic adventure, blunt and unromantic, and it is only after their first night that love and trust develops and they both start to rethink their way of life. In this novella, it works perfectly which is largely thanks to Molle McGregor's flawless and engaging writing that draws the reader in from the first page. All characters are well written and complex. The parasitic demons that feed on human emotions, devouring the soul bit by bit but leaving the body intact, make for a creepy and compelling enemy that you don't read much about in modern fantasy. The story is written from both Celeste’s and Gabe’s point of view, which not only makes their growing love for each other believable but also shows that there is something magical going on between them that neither can explain. 

Unfortunately, the story didn't have much time to enfold itself, and naturally lacks the depth of a 500 page novel. I didn't really understand what shadows and warders are and I would have liked to know more about the difference between them and the background of their society. Why are they not allowed to be together? Whatever the reason, their bond is the key to the future, and I am sure that it will be explored in detail in the coming novels. Shadow's Passion prepares the reader for more and I am eager to read the next novel. 

Thank you, Molle, I very much enjoyed your story.

He was a part of her now, down to the marrow of her bones. She had no idea if she could get him out. Worse, it felt so right, she wasn't sure she wanted to. - Celeste


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He lived for vengeance, until he met her. Now he has to choose—revenge or love?

Ich erhielt Shadow's Passion im Austausch gegen eine ehrliche Rezension.

Shadow's Passion ist eine Prequel-Novelle zur Shadow-Warder-Serie, die im August erscheinen wird. Die Geschichte beginnt ohne großes Vorgeplänkel.  Es geht um Gabe, einen 'Warder' (eine Art Dämonenjäger), der nur noch ein Ziel im Leben hat: den Mord an seinem Bruder zu rächen. Celeste, ein 'Shadow' (irgendwie dasselbe) ist aufgrund eines magischen Defizits seit Jahrzehnten gezwungen, alleine und abgeschottet von jeglicher Technologie zu leben - ihr einziger Begleiter ein riesiger Hund. Jeglicher Kontakt zwischen Shadows und Wardern ist seit Jahrhunderten strengstens untersagt (warum vermag ich nicht zu sagen), aber als sie sich begegnen, können beide weder die Leidenschaft leugnen, noch die magische Bindung erklären die sich zwischen ihnen zu formen scheint. 

Shadow's Passion ist eine überzeugende und ungewöhnliche Verschmelzung von Fantasy und erotischer Romanze. Mehr noch, im Gegenteil zu den meisten Liebesromanen beginnt die Beziehung der beiden Helden als pures erotisches Abenteurer, unverblümt und unromantisch. Erst nach einer gemeinsamen Nacht entwickelt sich ein Band aus Liebe und Vertrauen, und beide beginnen ihren bisherigen Lebensweg zu überdenken.
In dieser Novelle funktioniert das perfekt, was zum großen Teil an Molle McGregor's makellosen und fesselnden Schreibstil liegt, der den Leser von der ersten Seite an in den Bann zieht. Alle Figuren sind gut durchdacht und komplex. Die parasitären Dämonen, die sich von menschlichen Emotionen ernähren und die Seele Stück für Stück verschlingen, dabei jedoch den Körper intakt lassen, sind gruselige und gefährliche Gegenspieler, über die man in der modernen Fantasy nicht viel liest. Außerdem alterniert die Geschichte zwischen Gabes und Celestes Sichtweise, was nicht nur die sich entwickelnden Gefühle glaubhaft macht, sondern auch zeigt, dass etwas Magisches zwischen den beiden vorgeht, das sie sich nicht erklären können. 

Leider hatte die Geschichte nicht viel Zeit sich zu entfalten und besitzt natürlich nicht die Tiefe eines 500-Seiten-Romans. Ich habe nicht genau verstanden was Shadows und Warder eigentlich sind, und ich hätte gern mehr über den Unterschied zwischen beiden und die Hintergründe ihrer Gesellschaft erfahren. Warum ist es ihnen verboten zusammenzusein? Was immer der Grund ist, ihre Verbindung ist der Schlüssel zur ihrer Zukunft und ich bin sicher, dass sie in den kommenden Romanen zur Zufriedenheit erforscht wird.
Shadow's Passion macht Lust auf mehr, und ich freue mich auf den Roman.

Vielen Dank, Molle, ich mochte die Novelle sehr.

He was a part of her now, down to the marrow of her bones. She had no idea if she could get him out. Worse, it felt so right, she wasn't sure she wanted to. - Celeste

Tuesday, June 24, 2014

Dreams of Gods and Monsters




Summary:
By way of a staggering deception, Karou has taken control of the chimaera rebellion and is intent on steering its course away from dead-end vengeance. The future rests on her, if there can even be a future for the chimaera in war-ravaged Eretz. Common enemy, common cause.
When Jael's brutal seraph army trespasses into the human world, the unthinkable becomes essential, and Karou and Akiva must ally their enemy armies against the threat. It is a twisted version of their long-ago dream, and they begin to hope that it might forge a way forward for their people. 
And, perhaps, for themselves. Toward a new way of living, and maybe even love.
But there are bigger threats than Jael in the offing. A vicious queen is hunting Akiva, and, in the skies of Eretz ... something is happening. Massive stains are spreading like bruises from horizon to horizon; and a deep sense of wrong pervades the world. From the streets of Rome to the caves of the Kirin and beyond, humans, chimaera and seraphim will fight, strive, love, and die in an epic theater that transcends good and evil, right and wrong, friend and enemy. At the very barriers of space and time, what do gods and monsters dream of? 


Meine Meinung:

Mit haushohen Erwartungen, Vorfreude, Angst und einer großen Prise Traurigkeit habe ich dem letzten Teil von Laini Taylors unglaublicher Trilogie entgegengefiebert. Dreams beginnt genau da, wo das düstere, hoffnungslose Days of Blood and Starlight endete, und ich habe mich davor gefürchtet, dass Laini ihre Buchreihe auch mit dieser trostlosen Stimmung zum Abschluss bringt. Es hätte mir das Herz gebrochen. 
Gott sei Dank hat Laini aber Mitleid mit ihren Fans. Natürlich nehmen Krieg, Tod, Hass, Betrug und Enttäuschung immer noch einen sehr großen Teil ein, aber Dreams ist wieder etwas leichter als sein Vorgänger, und genau wie sich Karou und Akiva endlich wieder erlauben zu hoffen, so tut das auch der Leser. Zaghaft, leise, als würde er dem Frieden (und der Autorin) nicht über dem Weg trauen, als könne er nicht glauben, dass seine Lieblingshelden tatsächlich die kleinste Chance auf ein Happy End haben könnten. Je nachdem, wie man es sieht und für welches Paar das Herz schlägt, wird man vom überraschenden Ende enttäuscht sein - oder nicht.

Ich war von der ersten Sekunde an in Karou und Akiva verliebt und bin selbst nicht ganz schlüssig, was ich von dem Ende halten soll. War ich frustriert? Ja. Nach allem, was sie durchgemacht haben, hättien sie ihr Happy End doch wirklich verdient, oder? 
Andererseits hätte es im Eretz der Laini Taylor ein Happily Ever After sehr schwer gehabt. Denn es ist kein Märchen, das Laini hier geschrieben hat, keine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder, sondern eine epische Saga voller Liebe, Hass, Traurigkeit, Hoffnung, Verrat und Vergebung. Und insofern ist das Ende für Karou und Akiva das angemessenste, dass es geben konnte. Wie Karou es ausdrückte: kein Happy End, sondern ein Happy Middle. Es gibt Hoffnung in Dreams, echte Hoffnung, aber immer auch mit einer Prise Schmerz und Traurigkeit verbunden, wie hier die Aussicht auf einen weiteren Krieg, weiteren Tod. War ich enttäuscht? Nein, denn besser hätte ein Abschluss nicht sein können. 

Ich bin verliebt in Dreams. Nicht nur in jede einzelne der unglaublich realistischen Figuren, nicht nur in die Geschichte, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht, sondern auch in Lainis Schreibstil, der wie gewohnt ihresgleichen sucht. Jeder Satz ist Poesie, jede Beschreibung vermittelt ein Feuerwerk an Gefühlen, jedes Wort zieht den Leser in seinen Bann. Wieder einmal erschafft sie eine Welt, die bis ins kleinste Detail durchdacht ist und so real und lebendig wirkt als würde sie und all die Wesen in ihr tatsächlich leben und atmen, fühlen, lachen und weinen.

Aber: und jetzt kommt ein aber, wie klein es auch sein mag: es reicht nicht an die schiere Magie von Daughter of Smoke and Bones heran. Vielleicht liegt es an der düsteren Atmosphäre, der schweren last des Krieges, die die Protagonistin und damit auch die Stimmung verändert. Karou ist erwachsen geworden, und so ist Dreams. Vielleicht auch daran, dass Dreams zu viele neue Nebencharaktere einführt, die vielleicht nicht hätten sein müssen, und da ihre Bedeutung erst zum Schluss wirklich deutlich wurde, war ich hin und wieder (oh Schreck!) versucht, ein paar Seiten zu überblättern. Ich wollte mit meinen Freunden in Eretz fiebern, nicht mit einem Vollidioten auf der Erde. Ich habe es allerdings nicht getan. Ich habe mich selbst zur Geduld ermahnt und mir jede Seite, jeden Satz und jedes Wort auf der Zunge zergehen lassen. 

Viel zu schnell nahte das Ende, und nach 600+ Seiten musste ich mich endgültig von alten Freunden verabschieden. Von Tangris und Bashees (cool), Liraz und Ziri (bittersweet), Zuzanna und Mic (lustig) und sogar Razgut, der einem fast leid tun kann und dessen Geschichte alles verändert. Von Karou, die lernt zu vergeben und sich endlich der Liebe ergibt. Vor allem aber von Akiva, der die Hoffnung an einen Neuanfang nie aufgibt und zu einem starken, klugen und kompetenten Anführer heranwächst. Letztlich ist er -beinahe im Alleingang - die treibende Kraft hinter der Einigung Eretz'.

Ich bleibe dabei: Dreams ist ein fantastischer Abschluss einer epischen Trilogie. Die beste, die ich je gelesen habe, und die einzige, die ich immer wieder lesen kann. Ich werde meine Freunde vermissen!

And for the first time in a long, long time, Karou felt the truth of it. Her heart was not wrong.Out of betrayal and desperation, amid hostile beasts and invading angels and a deception that felt like an explosion waiting to happen, somehow, here was a beginning.

Sunday, June 15, 2014

Allegiant




“There are so many ways to be brave in this world. Sometimes bravery involves laying down your life for something bigger than yourself, or for someone else. Sometimes it involves giving up everything you have ever known, or everyone you have ever loved, for the sake of something greater. But sometimes it doesn't. Sometimes it is nothing more than gritting your teeth through pain, and the work of every day, the slow walk toward a better life. " - Four

Allegiant hat die Fehler des schwachen mittleren Teils wieder gutgemacht und ist ein würdiger Abschluss der Trilogie. Es gibt sehr viel mehr Handlung, die das Buch insgesamt wieder spannender macht. Ich war nicht unbedingt einverstanden damit, wie die Geschichte sich entwickelt, da das ganze "die Regierung experimentiert mit Menschen" für mich einige Lücken aufweist. Mir waren die Motive für dieses Experiment nicht ganz klar, und auch das Thema der Divergent hätte zufriedenstellender gelöst werden können. Divergent (im Sinne dieses Buches) zu sein bedeutet doch nicht zwangsläufig, gegen allerlei Seren oder Gase immun zu sein und somit das bestehende Gesellschaftssystem zu gefährden.
Zum Glück sind die Charaktere aber wieder auf dem richtigen Weg. Tris hat sich wieder gefangen und wird allmählich wieder zu der sympathischen Heldin, die ich in Divergent lieben gelernt habe. Tobias beginnt endlich, seine Freundin zu verstehen und einzusehen, dass auch sie einmal Unterstützung braucht. Peters Entscheidung hat mich schlichtweg beeindruckt.
Ein gelungener Schachzug war es, Teile des Buches aus der Sicht von Four zu schreiben, denn so bekommt der Leser einen viel besseren Einblick in seine Psyche. Mich hat es wieder mit ihm versöhnt und ich wünschte,  Veronica Roth hätte das auch bei Insurgent so gemacht. Dann hätte ich vielleicht einen besseren Zugang zu dem mittleren Teil gefunden.
Viel haben wir über das Ende gehört, aber ich muss sagen, dass es in meinen Augen zwar traurig, aber durchaus logisch war und gut in die Storyline gepasst hat. Ich hätte mich auf ewig von Tris abgewandt, hätte sie ihren Bruder sterben lassen. Das hätte nicht zu ihr gepasst. Insofern war es gut durchdacht und umgesetzt, denn Tris hat endlich wieder die Chance zu beweisen, wer sie ist: eine starke, selbstlose Heldin, die das richtige tut, auch wenn es heißt, den schweren Weg zu gehen. Und mein Gott, Tobias! Die letzten Einblicke in seine Gefühlswelt waren so unglaublich intensiv, dass sie nur schwer zu verkraften waren. Warum nur zeigt unsere Autorin erst in den letzten Kapiteln, was wirklich in ihr steckt?

“She taught me all about real sacrifice. That it should be done from love... That it should be done from necessity, not without exhausting all other options. That it should be done for people who need your strength because they don't have enough of their own.” - Four

Insurgent



“We both have war inside us. Sometimes it keeps us alive. Sometimes it threatens to destroy us.” 

Ich war von Insurgent sehr enttäuscht. Der zweite Teil setzt da an, wo Divergent aufhört, schlägt dann aber eine völlig neue Richtung ein, die für mich nur schwer nachvollziehbar war. Was ich an Divergent geliebt habe war nicht mehr vorhanden: das Faktionssystem - aufgelöst.  Liebgewonnene Charaktere - zum großen Teil tot. Die starke Heldin und der faszinierende Held - nicht mehr wiederzuerkennen. Die Liebe zwischen Tris und Four - verschwunden. Die Überlebenden sind alle traumatisiert und versuchen, jeder auf seine Art, mit den Ereignissen aus Divergent umzugehen, das gelingt ihnen jedoch nur schwer. Vor allem bei Tris sitzen die Wunden tief. Sie hat Familie und Freunde verloren und ist von Schuldgefühlen überwältigt. Sie verhält sich völlig anders, als wir es von ihr gewohnt sind. Das mag sie in den Augen mancher Leser unsympathisch wirken lassen (und vielleicht ist sie das auch), ich fand ihre Charakterentwicklung aber absolut nachvollziehbar. Was ich nicht nachvollziehen konnte war Tobias' Verhalten. Seine Freundin ist ganz klar traumatisiert, und ihm fällt nichts besseres ein als ihr zu drohen, sie zu verlassen, sollte sie sich nicht wieder in die Alte verwandeln? Er zeigt nicht das geringste Verständnis dafür, was sie durchmacht. Kann er nicht sehen, dass sie leidet und einfach nur in den Arm genommen und getröstet werden will? Wie gelangen die beiden in so kurzer Zeit von Vertrauen und Liebe und Misstrauen und Unverständnis?
Noch ein kleiner Abschnitt zur Handlung: es passiert nicht viel. Eigentlich fast gar nichts. Wenn ich die Handlung jetzt zusammenfassen müsste, hätte ich wohl Probleme damit (zum Glück machen das Andere viel besser als ich). Ich hätte das Gefühl, als wären der Autorin die Ideen ausgegangen. Die Figuren schlafen oder sitzen auf ihren Betten und versuchen herauszufinden, was sie als nächstes tun sollen. Da frage ich mich: wenn man so viel Zeit zur Verfügung hat, warum verbringt man sie nicht mit dem, den man angeblich liebt? Es gibt so gut wie keine gemeinsamen Szenen zwischen Tris und Four,  es sei denn, sie schreien sich an. Ich fand Insurgent unlogisch und stellenweise ärgerlich. Es  war immer noch gut geschrieben, aber ich brauchte sehr viel länger,  um das Buch zu Ende zu lesen und hätte zwischendurch beinahe aufgegeben. Schade, ich habe Divergent geliebt und wollte so viel mehr von den factions und den Helden erfahren.


“People, I have discovered, are layers and layers of secrets. You believe you know them, that you understand them, but their motives are always hidden from you, buried in their own hearts. You will never know them, but sometimes you decide to trust them.” - Tris

Divergent



“We believe in ordinary acts of bravery, in the courage that drives one person to stand up for another.” 

Divergent stand schon lange auf meiner Liste, ich tue mich aber leider sehr schwer mit dystopischen Romanen. Ich bevorzuge happy endings. :-) Dass ich es letztlich dennoch gelesen habe, lag an dem wunderbaren Film, der die Lust nach mehr geweckt hat. Ich bereue es nicht. Divergent ist ein Buch,  das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Veronica Roth erschafft eine faszinierende, originelle Welt, die in fünf factions aufgeteilt ist: Abnegation (die Selbstlosen), Amity (die Friedliebenden), Erudite (die Gebildeten), Candor (die Ehrlichen) und Dauntless (die Furchtlosen). Jede faction hat ihre Stärken und Schwächen, und jede erfüllt ihren Zweck in der Gesellschaft. Jeder Mensch gehört von Geburt an einer faction an, kann sich aber zu seinem 16. Lebensjahr für eine andere entscheiden. Das Interessante ist, dass dieses System am Anfang tatsächlich zu funktionieren scheint.  Diese alternative Welt ist so gut beschrieben, dass man als Leser das Gefühl hat, es könnte irgendwo in der Welt wirklich so eine Realität geben. Wenn das so wäre,  würde ich mit diese Welt gern einmal mit eigenen Augen anschauen.  
Ich konnte Tris' Entscheidung,  aus ihrem Abnegation Elternhaus auszubrechen, gut nachvollziehen. Sie ist nicht so selbstverneinend wie es von ihr verlangt wird und sehnt sich nach Freiheit, die sie in den wilden Stunts der Dauntless zu finden sucht, die sich an keine Regeln zu halten scheinen. Doch der Trainingsprozess der Dauntless ist brutal und unmenschlich, Schwächen und Mitgefühl werden systematisch ausradiert. Tris ist zwar smarter als der Rest der Initianten,  doch durch ihre gutbehütete Kindheit auch schwächer und 'weicher'. Man sieht, wie sehr sie zu kämpfen hat und fragt sich nach jeder Niederlage, wie sie in dieser unnachgiebigen Welt überleben soll.  Doch Tris kämpft mit Mut und Köpfchen, arbeitet sich nach oben und wird im Laufe der Zeit zu einer starken, mutigen und selbstlosen Heldin,  die keine Angst hat, für die richtige Sache zu kämpfen. 
Nicht nur Tris, auch die anderen Charaktere sind allesamt keine hochglanzpolierten Helden ohne Makel,  sondern haben Ecken und Kanten und machen Fehler, die sie aber umso realer erscheinen lassen. Besonders Four wurde sehr schnell zu meiner Lieblingsfigur. Nach außen gibt er sich als toughen, furchtlosen, unnahbaren Ausbilder, aber in Gegenwart von Tris ist er bereit, sich zu öffnen, Schwächen zu zeigen, seine tiefen Wunden zu offenbaren. Die Liebesgeschichte zwischen beiden entwickelt sich langsam und unspektakulär. Auch hier gibt es keine Romantisierung und Idealisierung des Partners, kein In-den-Himmel-heben. Keiner von beiden wird als schön oder sexy beschrieben, doch jeder sieht im Anderen den Traumpartner. 
Divergent ist ein tolles Buch. Handlung und Charaktere sind glaubhaft und die Geschichte ist spannend erzählt.   

“Fear doesn't shut you down; it wakes you up. I've seen it. It's fascinating."- Four